Von Michaela Kumkar

Was soll ich werden? Welcher Beruf passt zu mir? Ist der vermeintliche Traumjob auch wirklich einer? Fragen über Fragen. An der Oberschule Templin haben junge Leute die Möglichkeit, Antworten darauf zu finden.

Wenn für Julius in ein paar Wochen die zehnjährige Schulzeit endet, fängt er seine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker an. In Templin. Oliver bleibt ebenfalls in der Kurstadt. Der Noch-Zehntklässler wird als Fachkraft für Abwasser ausgebildet. Beide Jungs haben ihre Lehrstelle schon in der Tasche. Nadine will ans Oberstufenzentrum Uckermark, um dort ihr Fachabitur zu machen. Danach will die Schülerin Sonderpädagogik studieren. Drei Jugendliche mit genauen Plänen, wie es für sie beruflich weiter gehen soll.

Ministerpräsident Woidke überzeugte sich persönlich davon, wie an der Oberschule Templin gearbeitet wird.

FOTO: MICHAELA KUMKAR

Geholfen hat ihnen dabei, dass sie sich an ihrer Schule in verschiedenen Praktika ausprobieren konnten, welcher Job zu ihnen passt. Die drei lernen an der Oberschule Templin. Wie Berufsorientierung und -vorbereitung dort funktionieren, findet Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) „beispielhaft nicht nur in der Uckermark.“ Woidke besuchte die Bildungseinrichtung am Mittwoch, kam auch mit Schülern ins Gespräch. Von ihnen wollte er unter anderem wissen, wie sie sich darauf vorbereiten, was nach der Schulzeit kommt. „Das Land hat Interesse daran, Berufsorientierung zu verbessern und Fehler zu vermeiden.“

Praktische Orientierung schon ab Klasse sieben

Woidke erfuhr unter anderem, dass Angebote zur Berufsorientierung an der Oberschule über die vier Jahrgangsstufen verteilt sind. Besonders einbezogen ist der Unterricht im Fach Wirtschaft, Arbeit, Technik (WAT), so Schulleiterin Barbara Liedtke. Mit dem Oberstufenzentrum Uckermark, dem Angermünder Bildungswerk, der Agentur für Arbeit und etwa 50 Unternehmen in der Region habe man Partner gefunden, um den Schülern Unterstützung in der Frage der Berufswahl zu geben.

Außerdem gibt es an der Oberschule das Projekt „Produktives Lernen“: ein Angebot für Jugendliche in Klasse neun und zehn, die zuvor durch schulische Probleme aufgefallen waren. Sie besuchen an zwei Tagen der Woche die Schule und sammeln an drei Tagen praktische Erfahrungen in Betrieben. Julian gehört zu denen, die dadurch die Chance nutzen, einen Schulabschluss und eine Lehrstelle zu bekommen. In der Firma Grafe-Bau möchte Julian Maurer werden. „Die Unterschrift unter den Lehrvertrag habe ich noch nicht, aber es sieht gut aus“, erzählte er dem Ministerpräsidenten. Dass die Berufsorientierung an der Oberschule in Templin in Klasse acht bereits ein Sozialpraktikum vorsieht, davon hat auch Marvin profitiert. „Ich war in der Kita in Boitzenburg eingesetzt. Mit den ganz Kleinen war es schon ziemlich anstrengend“, verriet er in dem Gespräch. Deshalb sieht sich der Achtklässler jetzt auch nicht als Erzieher in einer Kindertagesstätte. „Streetworker oder Sozialpädagoge, das würde eher zu mir passen.“

Genug Ausbildungsplätze in der Uckermark

„Ich freue mich über eure klaren Vorstellungen, was ihr werden wollt“, reagierte Brandenburgs Ministerpräsident. Und wohl auch darüber, dass etliche ihre Ausbildung in der Region planen. Die Region bildet keine Ausnahme vom Landestrend: Jeder, der die Schule verlässt, kann hier einen Ausbildungsplatz fin- den. „Das war in den 1990er Jahren nicht so“, ermutigte er die Jugendlichen. Es läuft also in Templin an der Oberschule in Sachen Berufsorientierung. Trotzdem gibt es eine Baustelle, worauf die Schulrätin Jana Winkler hinwies: Die Schule brauche dringend einen weiteren WAT-Lehrer.

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